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Einleitung in die Filmmusikgeschichte     1   2

Entstehung und Entwicklung der Filmmusik >
Stummfilm >
Kinotheken>

Die Umwandlung des Films von Volksunterhaltung auf Kunstartniveau >
Tonfilm >
Die Umwandlungen in der MA und in der Praxis der Studios >

Stile der Musik >

Komponisten in Hollywood >
Bedingungen in der MA r Studios >

Die Oscars für Musik >

Entstehung und Entwicklung der Filmmusik
Stummfilm

Schon in der Zeit des Stummfilms wurde die Filmmusik wichtig. Der Film ohne jeglichen Ton war für die Zuschauer nicht interessant genug, was schon den ersten Filmschöpfern bewusst war. Bereits der erste Film „Arbeiter verlassen die Lumière Werke“ wurde vom Klavier aus begleitet. Die Filmprojektionen waren in den ersten Jahren meistens nur von wenigen Musikanten untermalt. Die Musiker konnten relativ frei entsprechende Musik aus einer Sammlung von Notenmaterialien (Kinothek) zu den Filmen auswählen.
Kinotheken

Kinotheken waren Sammlungen der Musikstücke, die die Noten für die Begleitung der Stummfilme der Orchesterdirigenten und Filmmusikern anboten. Die Noten wurden nach dem Musikcharakter und der Ansprüche der einzelnen Genres sortiert, damit die passende Musik zu Filmen schnell ausgewählt werden konnte. Die Musikstücke wurden nicht zu einem konkreten Film komponiert, sondern konnten für verschiedene Filme benutzt werden. Oft wurden klassische Musikstücke nur neu arrangiert, zeitweilig wurden neue Stücke direkt für die Kinotheken komponiert. Alle Stücke mussten neutral in einer Stimmung sein, damit sie gut zu einem Genre passen würden. Die Noten dienten allen Kinodirigenten und Musikern als Vorlage.

Die Umwandlung des Films von Volksunterhaltung auf Kunstartniveau

Der Film verstand sich in der ersten Epoche nur als Volksunterhaltung und die Filmschöpfer hatten nicht den Status eines Künstlers. Erst während den 10er Jahren wurde der Film dank der ersten großen Regisseure wie z. B. David W. Griffith oder Charles Chaplin zu einer Kunstart. Es dauerte nicht lange, dass auch die Künstler aus anderen Kunstrichtungen wie Literatur oder Musik größeres Interesse am Film bekundeten. Die ersten Komponisten schrieben ganze Partituren für Filme und bald ersetzten größere Musikgruppen oder symphonische Orchester die einzelnen Spieler. Viele zeitgenössische und bekannte Komponisten der E-Musik begannen auch für den Film zu schaffen. Obwohl die populäre Musik schon neue Tendenzen verfolgte, ging die Filmmusik immer noch vom spätromantischen Stil im Sinne vom Wagners Erbe aus.

Die ersten Komponisten begannen bei den Filmgesellschaften schon in der zweiten Hälfte der 10er Jahre zu arbeiten. In den 20er Jahren wurden die ersten Filmmusikkomponisten berühmt und die spezifische Filmmusiksprache begann sich zu entwickeln. In den 20er Jahren wirkte die Mehrheit der österreichischen Künstler noch in ihrer Heimat, bzw. in Deutschland, weil die deutsche Filmindustrie sehr bedeutend und hoch entwickelt war.
Tonfilm
Die Umwandlungen in der MA und in der Praxis der Studios

Die große Filmmusikzeit begann am Ende der 20er Jahre mit der Erfindung des Tonfilms. Der Markstein zwischen Film und Filmmusik ist 1927 anzusetzen, als das Warner Bros. Studio den ersten längeren Tonfilm „The Jazz Singer“ (A-Der Jazzsänger) des Regisseurs Alan Croslan präsentierte.

Die Entwicklung des Tonfilms gab Hollywood ein neues Gesicht. Einige Arbeitspositionen in den Studios änderten sich über Nacht. Man brauchte keine Ensembles oder Orchester in den Kinos, sondern direkt in den Studios. Dadurch entstanden neue Musikabteilungen in jedem Studio. Die Art und Weise des Schauspielens änderte sich stark, die Produzenten wählten die Filmemacher nach neuen Kriterien aus. Für die Schauspieler wurde die Sprache, bzw. die Aussprache und ihre Stimme unerlässlich. Es wurde die Idee geboren, die Filme in verschiedenen Sprachen zu drehen. Für die ausländischen Filme wurden hauptsächlich die fremdsprachigen Schöpfer herangezogen. Die Produzenten begannen mehr im Ausland nach guten Filmkünstlern zu suchen.

Langsam bildete sich in Hollywood ein deutschsprachiger kultureller Kreis, indem sich die immigrierten Künstler trafen und sich in vielerlei Angelegenheiten unterstützten, vor allem bei der Arbeitsuche.

Obwohl während der ersten Hälfte der 30er Jahre die Produzenten die besten Filmemacher nach Hollywood einluden, zwang die Machtergreifung Hitlers in Deutschland und später auch in Österreich und fast ganz Europa viele Künstler, vorwiegend mit jüdischen Wurzeln, zu emigrieren. Die neu angekommenen Künstler hatten es unter den Lebensbedingungen, welche der Kriegsanfang mit sich brachte, desto schwieriger, da tausende Menschen nach Amerika, bzw. Hollywood flohen und oft nicht immer freundlich empfangen wurden und oft keine entsprechend guten Arbeitsbedingungen vorfanden.

Die Filmemacher hatten den Vorteil, dass Hollywood gerade seine Goldene Ära erlebte und deswegen viele Arbeitsstellen angeboten wurden. Dazu wirkten in Hollywood viele früher angekommenen Immigranten, die den neuangekommenen Künstlern helfen konnten. Hauptsächlich viele renommierte Produzenten mit europäischem Ursprung, die schon in Hollywood länger wirkten, wie z. B. Paul Kohner, unterstützten die bekannte Filmemacher und boten ihnen gute Arbeitsmöglichkeiten an.

Stile der Musik

In der Vorkriegszeit konnte man zwei verschiedene Filmmusikstile unterscheiden. Der beliebteste Filmmusikstil in der Stummfilmära war die ernste Musik, weil sie sehr universell für die Begleitung einsetzbar war. Ihre Tradition setzte sich im Tonfilm durch. Andererseits drang auch die populäre Unterhaltungsmusik in den Film ein. Der Tonfilm ermöglichte die Entstehung einiger neuer Filmgenres. Hauptsächlich die auf dem Theater beliebten Revuen, Operetten und Musicals konnten dank des Tons auch als Film präsentiert werden, und bald sind auch diese zwei Genres hoch geschätzt worden. Gesungene Lieder in populären Musikstilen waren ebenso gefragt und viele Filmsongs lebten auch außerhalb des ursprünglichen Films weiter.

Viele bekannte Komponisten und Schlagerkomponisten arbeiteten in den 30er Jahren bei der UFA. Viele von ihnen machten dank der Beliebtheit des Films eine große Karriere und die erfolgreichsten waren auch weltweit berühmt. Die Einladungen, nach Hollywood zu gehen, vermehrten sich ständig. Einige nutzten die Gelegenheit und machten während der 30er Jahre Gastproduktionen in Hollywood, einigen siedelten sich dort gleich an.

Komponisten in Hollywood

Die 30er Jahre in Hollywood war die beste Zeit, in der man eine hervorragende Karriere als Filmkomponist in Hollywood machen konnte. Die Filmmusik als Kunst und neues Phänomen des Films war am Anfang seiner Entwicklung und eröffnete ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Die Realität des Filmgeschäfts war aber sehr hart.
Bedingungen in der MA r Studios

Die Filmmusikmacher wurden nur als Fachleute, nicht als Künstler begriffen, die Komponisten mussten ihre Musik den kommerziellen Werten und dem Wunsch des Produzenten unterordnen. Sie sollten eine höchst universelle Musik komponieren, damit sie beliebig verkürzt, verschoben oder wiederholt werden konnte. Die Musik sollte dem Publikum klar zusprechen und sollte sich an den Stereotypen orientieren. Die Musiker und Komponisten arbeiteten oft unter großem Druck, weil die Musik immer als Nachproduktion erarbeitet wurde. Wenn sich die Produktion des Films verspätete (die Verspätung konnte wegen Krankheit der Schauspieler, schlechtem Wetter usw. verursacht sein), wirkte sich die verlorene Zeit auf die Nachproduktion in der Musikabteilung aus. Die Premieretermine waren fast immer im Voraus vorgegeben und die Produzenten waren bestrebt, sie einzuhalten. Die Musikabteilungen mussten oft die Musik innerhalb von einigen Tagen fertig stellen, wofür sie normalerweise ein ganzes Monat oder noch mehr gebraucht hätten. Der Vorteil dieser Arbeitsweise war, dass sie die Musik zum fertigen Bild verfassten und diese den Szenen anpassen konnten. Der Misserfolg des Filmes und seine Mängel wurden oft auf die Musikabteilung abgewälzt, weil man der Meinung war, dass die Musik das richtige Tempo finden würde und die Emotionen aus dem Bild umsetzen würde.

In den ersten Jahren des Tonfilms wurde nur der Direktor der Musikabteilung in den Untertiteln genannt. Viele von den in Europa, bzw. Deutschland oder Österreich bekannten und erfolgreichen Musikern, die vor Hitler flohen, schafften es, in Hollywood nur als Orchestratoren, Arrangeure etc. zu arbeiten, ohne in den Untertiteln genannt zu werden. Viele von ihnen waren von der Filmindustrie wegen dieser allgemeinen Bedingungen enttäuscht und am Anfang des Niedergangs der Studios zogen sie sich von der Filmindustrie zurück. Solche Schicksale betrafen die Mehrheit der Komponisten.

Einen großen Vorteil hatten jene Komponisten, die wie z. B. Max Steiner oder Hugo Riesenfeld schon in der Stummfilmära in die USA kamen, oder mindestens noch vor der Emigration in Hollywood wirkten, wie z. B. E. W. Korngold oder Ernst Toch. Die schwierigste Situation bestand aber für Künstler, die sich erst am Ende der Goldenen Ära in Hollywood niederließen, wie z. B. für Ernest Gold.

Die Oscars für Musik

Auch die Oscar-Nominierung und -Bewertung bekam immer nur der Direktor als Vertreter der gesamten Abteilung. Die Arbeit des Musikabteilungsdirektors bestand in der Koordination der ganzen Musikproduktion, aber die Endgestalt der Musik war das Werk des gesamten Teams.

Erst 1934 wurde die Kategorie für Filmmusik bei der Oscar-Bewertung eingefügt, immer noch unter der Bezeichnung des Direktors der Musikabteilung. Erich Wolfgang Korngold schaffte als erster Filmkomponist 1939 mit seiner Partitur zum Film „The Adventures of Robin Hood“ (A- Die Adenteuer des Robin Hood, 1938, Regie W. Keighley, M. Curtiz) die Oscarjury so zu überzeugen, dass die Filmpartitur wirklich als Kunst bewertet wurde und der Oscar wurde zum ersten Mal dem Komponisten zugesprochen.